Hier ein paar filmische Eindrücke...
Warum berührt eine Elefantenfamilie, die vor deinen Augen ganz langsam im Dunkel der Savanne entschwindet, die Seele so sehr, dass tiefe Wehmut aufkommt?
Ich habe keine Antwort darauf- aber ich suche auch nicht danach.
Ich habe kein Foto gemacht- ich habe nur ihre Gedanken und Gefühle in mich hineinfließen lassen. Es war nicht möglich ihrem Blick auszuweichen.
Dem Blick der eine Geschichte über diese Welt erzählt, der alle Fragen die du schon als Kind im Gras liegend unter blauen Himmel hattest zu beantworten schien.
Ich war fünf, als ich meinem ersten Elefanten begegnete. Eigentlich sehe ich heute, wenn ich daran zurückdenke, nur dieses eine Bein in meiner Erinnerung und die dicke Kette aus Eisen, die darum herumgeschlungen war und den Versuch des Bullen, sich immer und immer wieder davon zu befreien. Nur dieses Bild und eine tiefe Ergriffenheit, die ich dabei als Kind gespürt habe ist geblieben.
Wie ein Mantra war dieses Bild all die Jahre hartnäckig bei mir geblieben, ein Mantra einer tiefen Sehnsucht ihm wieder zu begegnen, meinem Elefanten.
Alles zog mich immer wieder Richtung Afrika. Vor allem die Stille der Nacht.
Sie kamen alle zu mir in meinen Träumen. Der Elefant, der Löwe, die Flamingos, die Leoparden und ihre Botschaften waren so vielfältig wie meine Sehnsüchte.
Ich spürte wie dieses Land mir zuflüsterte- komm doch - immer und immer wieder-
Wie lange wir Menschen uns doch rufen lassen und alles wieder vergessen, bis wir wieder und wieder daran erinnert werden. Welches Glück, wenn wir diesen Ruf nicht mit ins Grab nehmen, sondern irgendwann den Mut haben ihm zu folgen.
Windhook 20.September 2015
Ich bin in Namibia gelandet, mein Traum ist wahr geworden. Es ist Frühling hier in diesem Teil unserer Erde. Tief atme ich ihn ein, den Duft Afrikas. Mama Afrika, was wird sie mir erzählen,
welche Geschenke hat sie für mich? Welche Weisheit wird sie mit mir teilen, welche Übung hat sie für mich vorbereitet? Gedanken, die in mir hochstiegen, während wir im Kreis ums wärmende Feuer saßen, am letzten Abend vor dem großen Aufbruch ins Abenteuer.
Die unendliche Weite, sie berührt zuerst und heißt Dich willkommen, alles in Dir scheint sich zu öffnen. Dann das Licht, durchdringend klar und von solch kindlicher Einfachheit und Schönheit, dass es ganz still in Dir wird. Die Farben Afrikas. Du glaubst, Du hattest sie alle schon gesehen, Du kennst sie alle, bist Du doch schon in den Mitfünfzigern.
Aber erst jetzt weißt Du, das Göttliche zeigt sich hier nochmal in völlig neuem Gewand.
Abstufungen von grün, so fein und mild wie der Duft von englischen Rosen, von Sanftmut und Güte zugleich. Farben, die so mild Dein Herz berühren, dass es sich wie von selbst in seine Mitte einschwingt. Dann die Weite, die Dich in Dein stillstes Innerstes führt, den Geist ohne Dein Zutun in den wohligen Zustand des Meditativen einschwingt. Silberne Dornensträucher so weit das Auge reicht, silbern schwingt es weich und sanft, und nichts lenkt den Geist ab,
welch ein wundervoller Ort um sich selbst zu begegnen!
Alle waren voller Erwartung und, vieles war zu tun, bis unsere fünf Jeeps mit uns 18 Abenteurern südwärts rollten. Ein Land zehnmal so groß wie Österreich und nur 2 Millionen Einwohner. Hier scheint noch Abenteuer möglich, nicht nur im Kopf, und Freiheit nicht nur ein Schlagwort zu sein, sondern noch ein Duft, der Dir verführerisch mit dem Sand in dein Gesicht weht.
Schotterpiste soweit das Auge reicht. Nicht einfach zu fahren, man schwimmt ein wenig wie auf Schnee, sagten sie die Männer, die echten nämlich, die Helden, die uns sicher durch 3000 gefahrene Kilometer Sandpiste ans andere Ende unserer Träume brachten.
Da floss das Windhook, gutes nach deutschen Maßstäben gebrautes Bier, und kühlte den erhitzten Abenteurergeist.
Ja hier haben sich vor Jahren zwei Welten getroffen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Bis heute bleibt es ein Versuch der Begegnung, ein Bemühen von beiden Seiten, wo Scheitern ein Teil der Übung geworden ist. Wir spüren beide Energien, wie sie ineinanderfließen sich nähren, aber auch behindern. Deutsche Straßennamen helfen uns nicht zu vergessen, wer hier das Land aufgebaut hat. Immerhin, Namibia ist eins der politisch stabilsten Länder Afrikas, und die finanzielle Unterstützung Deutschlands, die auch bedingt durch schlechtes Gewissen reichlich fließt, hinterlässt ihre Spuren. Zum Wohle aller, so hoffen wir.
Immer wieder rumpeln wir durch ein ausgetrocknetes Flussbett, die Staubwolken als ständigen Begleiter. Da ist es weise Abstand zu halten und der Funk wird nicht nur zum notwendigen Nachrichtenkontakt, sondern auch zum spaßigen Miteinander eingesetzt.
Unser erstes Ziel war die Namib-Wüste. Wen von uns beeindruckt dies nicht, wer möchte nicht einmal Wüste spüren, aber bitte möglichst ohne ihren versteckten Gefahren zu erliegen.
Aber wir konnten sie erahnen – die Fata Morgana- bei 35 Grad auf unserer sechsstündigen Wanderung, und wir lernten zu fühlen und zu sehen, wie die Wüste lebt. Für die Pioniere der damaligen Zeit wartete dort wohl nicht ein Zelt auf halbem Wege gefüllt mit Kisten von Sandwiches, Cola und windhook Bier!
Zwei Nächte unter freiem namibischen Sternenhimmel, der weltberühmt ist. Auf Feldbetten, in denen es sich herrlich schlummern ließ, auch wenn morgens der Dung der Oryxantilope direkt als Geschenk neben Dir lag, und Du Dich doch freust, dass Du fest geschlafen hast, als sie neben Dir stand. Dazu das Heulen der Hyänen, das Dich doch ab und zu aus dem Schlaf geschreckt hatte. Unser Speisesalon war ebenso unter freiem Himmel wie Dusche und andere wichtige Örtchen.
Es war kurz vor Vollmond, im Stundentakt wachte ich auf und starrte ihn zutiefst dankerfüllt an. Ich liebe es bei Vollmond im Freien zu liegen und seine Kraft zu spüren und einzuatmen Dieses Mal wird es ein besonderer werden mit einer ganzen Mondfinsternis, wie sie nur alle 33 Jahre auftritt.
Das Wissen, das die Leoparden hier sehr scheu sind und nur nachtaktiv mischte sich ein wenig in meine erhabenen Gefühle für diese Umgebung, ein kleiner Schauer, der über den Rücken lief, bevor ich wieder selig weiterschlief.
Nach dem Wüstenerlebnis freuten wir uns über eine sehr comfortable Lodge Richtung Swakopmund unserem nächsten Ziel. Man würde sie nicht vermuten, die üppigen so wohlfein ausgestatteten Lodges hier in der Wildnis mit allem Luxus, den man sich erträumen kann.
Den Sundowner in der Hand und einen dieser überwältigenden Sonnenuntergänge vor uns am Horizont träumten wir uns zurück ins Erlebte.
Der nächste Morgen führte uns an die Küste. Namibia liegt im Süden des Kontinents, nordwestlich von Südafrika, und hat einen doch relativ langen Anteil an Küstengebiet.
Walfish Bay- wie schon der Name sagt- hier kann man, wenn man Glück hat, nicht nur Robben, Delphine, Kormorane und Flamingos beobachten, sondern auch Wale sehen.
Wir hatten das Glück! Und auch der einzige weiße Delphin der Region schwamm an diesem Tag vor unserm Boot! Bei so vielen Geschenken schmeckten die Muscheln noch besser und erst die Langusten, die hier vor der Küste mit viel Geschick mit bloßen Händen aus ihren Höhlen geholt werden. Unsere Badeanzüge blieben im Rucksack. Der Blick aufs Meer genügte im Wissen um die 12 Grad des Atlantiks.
Nun wanden wir uns dem Norden zu. Es gibt sie noch die wilden Wüstenelefanten, etwas kleinwüchsiger als der afrikanische Elefant in den anderen Regionen, und man weiß nie so genau, wo sie gerade sind, aber die Lodge war unser Ausgangspunkt ihnen zu begegnen.
Ich hatte noch nie im Leben solch wilde Schönheit gesehen. Ein ganzes Tal aufgetürmter riesengroßer runder rostroter Steine, und irgendwo mitten drinnen, so versteckt, dass man sie erst in den letzten Kilometern Anfahrt sieht, meine absolute Lieblingslodge auf dieser Reise. Es ist erstaunlich, mit wie viel Feingefühl hier die süßen kleinen runden Bungalows in die Steinlandschaft hineingesetzt wurden, wie Steinpilze, die ganz zufällig zwischen den Steinen zu wachsen beginnen. Als wir dort ankamen, ging wieder einmal ein Tag mit einem Sonnenuntergang zu Ende, den man für immer in seinem Herzen speichern möchte.
Am nächsten Morgen fanden wir sie die Wüstenelefanten, und begleiteten sie über zwei Stunden auf ihrem Weg. Wie eine Zecke kam mir unser Jeep vor. Er war immer ganz knapp an der Herde dran. Oskar hieß sie, und die Guides sagten uns, dass es hier noch eine zweite Gruppe gäbe in diesem Gebiet. Mit dem Namen Rosis group!
Ich hoffte wirklich, daß er weiß was er tut unser Guide. Ständig fuhr er mit dem Jeep genau vor ihre Nase, in ihren Marschweg hinein sozusagen. Es war unfassbar beeindruckend, aber ich dachte mir, wenn nur einer der Elefanten der Meinung wäre, dass es Zeit wird sich unser zu entledigen, wir hätten keine Chance gehabt. Es war unglaublich wie wir immer wieder nur einige Meter entfernt in ihre Augen blickten. Ich spürte ihre Unruhe, und so beeindruckend es war , sie so nah zu sehen, so leid taten sie mir auch. Unser Jeep war ja nicht der einzige,
jeden Tag fahren sie ihnen um die Ohren, immer und immer wieder.
Wie das wohl weitergehen wird mit diesen so wundervollen Riesen aus einer vergangenen Zeit? Ich war dennoch sehr dankbar für dieses besondere Erlebnis.
In dieser Nacht war es soweit. Die Mondfinsternis berührte dieses Tal, und diese verzauberte Landschaft unterstützte noch das gewaltige Schauspiel auf zutiefst berührende Weise.
Eine Stille, die mit Worten nicht beschreibbar ist. Ich blieb die ganze Nacht wach, und mein Geist versank in viele Welten.
Wie gerne wäre ich noch geblieben- ein Paradies für Yogis-
Sonnengrüße an diesem Kraftort, werden zum unvergesslichen Erlebnis.
Aber Etosha ruft, der bekannteste Nationalpark Namibias. Unsere Lodge war direkt an einem Wasserloch. Im namibischen Frühling, der soeben begonnen hat, ist es sehr trocken, und die Tiere gezwungen, alltäglich an die Wasserlöcher zu kommen. Somit die beste Zeit um viele Tiere zu sehen.
Der erste Abend bot uns ein unfassbares Schauspiel! Ich war gerade mitten in einer Yogastunde in meinem Bungalow, als ich plötzlich Elefant um Elefant keine zehn Meter vor mir am Wasserloch zu sehen bekam. Da war plötzlich Yoga gar nicht mehr wichtig, und wir verbrachten die halbe Nacht am Wasser. An die 50 Elefanten boten uns eine unglaubliche Show, dazwischen Springböcke, Oryxantilopen, Schakale, Nashörner und Scharen von Perlhühnern. Überragt wurde dieses Szenario noch von an die acht Giraffen, die sehr zu unserer Belustigung die Vorderbeine ganz weit spreizten, um vom Wasser trinken zu können.
Ich ging etwa um 2 Uhr früh ins Bett, als es nun auch am Wasserloch still wurde.
Am nächsten Tag besuchten wir mehrere Wasserlöcher im Park, und immer wieder gab es Überraschungen. Vor allem ein Bild setzte mich in Erstaunen! Jeep an Jeep hatten wir uns an diesem Wasserloch aufgereiht. Eine Unmenge an Tieren, hunderte standen ums Wasser herum. Still schweigend, nicht bewegend , nicht trinkend.
Sehr eigenartig dachten wir, bis wir plötzlich einen männlichen Löwen direkt am Wasserloch entdeckten. Eine Pranke im Wasser und alles ringsum im Auge behaltend, gähnte er vor sich hin, und nur die frechen kleinen Steinböcke wagten sich ein paar Zentimeter näher, bis ein langes Gähnen vom König der Wüste sie wieder an ihren Platz zurücklaufen ließ.
Zwei Stunden lang stand hier alles still, obwohl die Hitze enorm war und der Durst der Tiere bestimmt ebenso! Am bravsten waren die Herden von Zebras, aber auch alle anderen respektierten den König der Tiere in höchst erstaunlicher Weise.
Ich sah ihn mir genau an, und bin sicher, er lag im Sterben, es war ein sehr altes Tier. Wolfgang fragte mich, woran ich dies erkennen würde. Am Energiefeld, sagte ich, und wie er sich bewegt. Na ja, wer weiß, ob es wirklich so war. Nach zwei Stunden verließen wir dieses einzigartige Szenario.
Unser letztes Ziel vor der Rückkehr nach Windhook war
African cat, ein Programm zum Schutze und Aufzucht der Großkatzen, dem Leopard und dem Gepard. Ein riesiges Areal und eine unfassbar coole Lodge mit riesigen Fenstern, und neben den Perlhühnern wanderten Warzenschweine an Deinem Bett vorbei, im Hintergrund brüllte der König der Tiere.
Am nächsten Morgen suchten wir ihn, den Leoparden Unfassbar, wie nah wir an ihn herankamen, besser gesagt an sie, denn es war eine Leopardendame, sie hatte ein Junges dabei. Die Jagd geht vor, und so musste das Junge im Busch bleiben, während Frau Mama am Baum vor uns auf Lauer lag. Unter ihr jede Menge Warzenschweine, die sich ihrer Gefahr wohl nicht ganz bewusst waren.
Staunend, schweigend beobachteten wir dieses Szenario und fühlten uns zurückversetzt in eine längst verlorene Welt jenseits von Afrika.
Wie leicht es doch ist bei solchen Bildern in den Moment einzutauchen und alles rundum zu vergessen, und wahrhaft Mensch zu sein.
Abschied von Afrika ist ein stilles Versprechen wiederzukommen, denn es berührt Deine Seele auf solch seltsame Weise, das Du weißt, sie wird Dich nie wieder loslassen, diese Sehnsucht nach Mama Africa.
Vielen, vielen Dank Afrika!